Wie man mit Ende 50 den richtigen Beruf für sich findet
Bin an Bord

Mit Ende 50 endlich im richtigen Beruf

Quereinstieg in die Pflege mit Ende 50

„Wenn ich in Rente gehe, dann arbeite ich hier weiter.“ Für viele mag dieser Satz wie ein schlechter Scherz klingen, aber Siegfried Rühle, der vor fünf Jahren eine Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten gemacht hat, meint es ganz ernst. Ich unterhalte mich mit ihm im Elim Seniorencentrum Niendorf über seinen Quereinstieg, sein neues Berufsfeld und merke schnell: Hier brennt jemand für die Altenpflege!

Siegfried erzählt mir, wie es zu seinem Quereinstieg gekommen ist. Er hat zuvor viele Jahre als Modellbauer im Maschinenbau gearbeitet. Als er arbeitslos wurde, hat man ihm die Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten angeboten. „Ich hatte schon immer Spaß an der Arbeit mit Menschen, habe ehrenamtlich in der Kirchengemeinde gearbeitet und während des Zivildienstes im OP. Ich dachte mir, dass die Altenpflege etwas für mich sein könnte und habe die Ausbildung direkt begonnen.“ Mit 56 Jahren ist Siegfried nochmal in die Schule gegangen. Wie lief es mit dem Lernen? „Das fiel mir zu Anfang nicht leicht, man lernt ganz anders im Alter. Aber ich habe als Klassenbester abgeschnitten, bin also ganz gut wieder reingekommen“, erzählt er und schmunzelt.

Nach der Ausbildung lief der Einstieg in den Beruf reibungslos, berichtet Siegfried. Die Kollegen waren hilfsbereit und immer freundlich. Auch wenn er einmal mehr nachfragte. Ganz besonders ist für ihn, dass er seine Persönlichkeit bei der Arbeit so frei entfalten kann: „Ich bin nicht so wirklich ein Morgenmensch. Dann sitze ich mal mit Bewohnern morgens und trinke einen Kaffee, das wird hier total akzeptiert von meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich bin wirklich glücklich, dass ich hier so angenommen werde, wie ich bin. Hier soll und kann jeder so individuell arbeiten, wie er selbst ist. Das ist wie der Himmel auf Erden für mich! Der Umgang miteinander und die Kommunikation sind hier so harmonisch – das spüren auch unsere Bewohner.“

Dass Siegfried mit viel Leidenschaft als Gesundheits- und Pflegeassistent arbeitet, merke ich spätestens als er sagt: „Ich hatte meinen Beruf verfehlt, aber jetzt mit Ende 50 habe ich den richtigen gefunden.“ Kein Wunder, dass Tipps und Motivation für all diejenigen, die auf der Suche nach einem neuen Arbeitsfeld sind, wie aus der Pistole geschossen kommen: „Man bekommt so viel zurück! Dabei kann man wirklich aufgehen, wie ein Hefekuchen. Ich kann es jedem empfehlen, der ein Herz für alte Menschen hat. Macht euch auf den Weg, ganz egal in welchem Alter, ich kann es nur wärmstens empfehlen!“

Das Gespräch mit Siegfried bleibt mir noch lange im Kopf. Selten habe ich jemanden erlebt, der mit so viel Leidenschaft über einen Neuanfang berichtet. Es braucht mehr Menschen, wie Siegfried, die mit so viel Herzblut und Mut einen Quereinstieg in die Altenpflege wagen.

Autor: Xenia Kalkmann (kalkmann@diakonie-hamburg.de) vom Team Pflege-Blog #mehralspflege